Deutsch-Französisches Institut
Arbeitsgemeinschaft, Elternvereinigung und Förderverein der Gymnasien mit zweisprachig deutsch-französischem Zug in Deutschland (LIBINGUA)

Wozu und für wen war die Straßenbahn Straßburg/Kehl nützlich um die Jahrhundertwende?

Auflistung in Tabellenform (PDF)

Die Eigenschaften von Straßburg und Kehl um die Jahrhundertwende

  • Straßburg: eine Großstadt mit circa 150 000 Einwohnern um die Jahrhundertwende
  • die Hauptstadt des Reichslandes
  • eine Festungsstadt (Befestigungsanlagen + Glaciszonen)
  • viel Militär (etwa 20 000 Militärpersonen)  [Straßenbahnmagazin 1975]
  • eine Hafenstadt: Petroleumhafen... (Entstehung des Freihafens - Port autonome erst 1924 - http://www.strasbourg.port.fr/rubrique.php3?id_rubrique=22, 08.10.2015)
  • eine Studentenstadt (Kaiser-Wilhelm-Universität)
  • Kehl: (bis 1910 bestehend aus Stadt Kehl und Dorf Kehl)
  • etwa 8885 Einwohner (1910)
  • eine Grenzstadt ohne Zollkontrollen
  • eine Garnisonstadt seit 1881 (Badischer Pionierbataillon Nr. 14)
  • eine Kleinstadt mit fruchtbarem Ackerland, die sich um die Jahrhundertwende zunehmend industrialisiert.
  • eine Hafenstadt seit 1901 - http://www.hafen-kehl.de/wDeutsch/rheinhafen_kehl/geschichte.php, 08.10.2015

Die Straßenbahn als Wirtschaftsfaktor

  • „Ausgerechnet im Winter 1878/1879, unmittelbar nach der Einweihung der Straßenbahnstrecke auf Straßburger Gebiet bis hin zur Rheinbrücke, bekam die Bevölkerung die Nachteile der Schiffbrücke, die wegen hohen Eisgangs nicht passierbar war, aufs Heftigste zu spüren: Alle  landwirtschaftlichen Produkte, von deren Absatz unsere Landbevölkerung leben muss, sanken plötzlich im Preise, während in Straßburg ein entsprechendes Steigen stattfand."
  • „Für den Güterverkehr schließlich erstellte die Straßenbahngesellschaft bereits zu Beginn des 20. Jahrhundert eine direkte Verbindung zum Hafen. Dort existierte auch ein direkter Anschluss zur Staatsbahn.“
  • Außerdem spielte schon damals der Tourismus eine nicht unerhebliche Rolle: "Für Kehl und für die bei Kehl nahe gelegenen Gemeinden kommt noch hinzu, dass das sonntägliche Vergnügungs-Publikum von Straßburg in immer steigenderem Maße das rechte Rheinufer aufsucht."

[Scherb 2010]

Wer litt unter der Unterbrechung des Verkehrs Straßburg/Kehl im Winter 1878/1879 zur Zeit der Schiffbrücke und der Pferdebahn bis zum Rhein?

Auf welche Bereiche der Wirtschaft hatte die Inbetriebnahme der Straßenbahn einen Einfluss?

Wer waren die Fahrgäste zwischen Kehl und Straßburg?

  • Als Straßburg 1871 zur Hauptstadt des Reichslandes wurde, begann eine Bauperiode in Straßburg: "um die heutige Place de la République, damals der Kaiserplatz, entstand ab 1878 die wilhelminische Neustadt, und 1883 wurde der neue Hauptbahnhof eingeweiht. An diesen Bauten waren natürlich auch Arbeiter aus Kehl und dem Hanauerland beteiligt, die allmorgendlich die Schiffbrücke überquerten, um auf ihre Baustellen zu gelangen."
  • "Im Zehn-Minutentakt passierte (1914) die von Kehl kommende Straßenbahn die feste Brücke über den Rhein und brachte Arbeiter, Geschäftsleute, Schüler, Studierende, aber auch ganz normale Kundschaft in die elsässische Hauptstadt und wieder zurück - von morgens sechs Uhr bis zwölf Uhr nachts." 
  • "Allmählich (...) nahm der Berufsverkehr an Werktagen zu, umso mehr, als im Zentrum der Stadt das Geschäftsviertel den Wohnbezirk verdrängte und die Bevölkerungsdichte in den Vororten ständig zunahm."  [Straßenbahnmagazin 1975]
  • "Für den Ausflugsverkehr an Sonntagen, insbesondere in die am Rhein gelegenen Wälder, standen 44 überdachte, aber rundum offene Sommerwagen zur Verfügung."
  • "Die Zunahme der "aldeutschen" Bevölkerung in Straßburg führte dazu, dass immer mehr Menschen "ihre Erhohlung in Kehl suchten."

[Scherb 2010]

Welche Fahrgäste pendelten wohin?

Der Verkehr zwischen Straßburg und Kehl um die Jahrhundertwende

  • Es gab damals Droschken und Omnisbusse...
  • "Autos gab es zunächst noch kaum und selbst Radfahren war ein Luxus. In bürgerlichen Kreisen war es beinahe selbstverständlich, sonntags mit der Tram in die in der Nähe der damals am Rhein gelegenen Wälder zu fahren." [Straßenbahnmagazin 1975]
  • "Der Verkehr über die Brücke gerade von Straßburg nach Kehl hatte erheblich zugenommen, seit die Dampfstraßenbahn bis an die Brücke heranreichte." [Scherb 2010]

Welche Nahverkehrsmittel gab es außer der Straßenbahn in der Kaiserzeit?

Warum war die Inbetriebnahme einer Straßenbahn zwischen Straßburg und Kehl nützlich?

Wortschatz

nützlichutile
eine Grenzstadt mit Zollkontrolleune ville frontière sans contrôle douanier
das fruchtbare Ackerlandla terre fertile
die Nahverkehrsmittelles transport de proximité
die Landwirtschaftl´agriculture
der Güterverkehrle transport de marchandise
die Unterbrechungl´interruption
die Fahrgästeles passager
die Bauperiode - die Bautenla période de construction - les bâtiments
im Zehn-Minutentakttoutes les 10 minutes