die beiden Seiten der Medaille "Gefahrenabwehr"

Ullrich Riedler über die Lehren aus dem Stresstest der EU

Wer gemeint hat, nach Deutschlands abruptem Ausstieg aus der Atomkraft werde alles gut, den lehrt der Stresstest der EU-Kommission das Gruseln. Was nutzt ein nationales Meer aus Windkraftanlagen, wenn ein atomarer Unfall, etwa in einem grenznahen französischen AKW, die nukleare Fracht in wenigen Stunden zu uns hinüberweht?

Dass viele Betreiber² selbst die nach dem GAU von Tschernobyl vereinbarten Sicherheitsmaßnahmen immer noch nicht umgesetzt haben, ist ein Skandal. Und dass die Experten der EU in Ländern wie Frankreich und Großbritannien auf erbitterten Widerstand³ gegen den Stresstest gestoßen sind, offenbart das wahre Defizit: Obwohl Atomunfälle nie nationale Angelegenheiten sein werden, gilt in Europa weiterhin das Prinzip nationaler Souveränität.

Die EU, die ohne Unterlass⁴ und akribisch zahllose Vorgaben⁵ von Lebensmittelstandards bis zum Glühbirnenverbot macht, hat es bislang versäumt, die wirklich wichtigen Dinge in ihrer Umon zu regeln: Gemeinsame Sicherheitsstandards für Kernkraftwerke in Europa, die überprüfbar und sanktionierbar sein müssen, wären das schlagendste Beispiel.

rie @hna .de

Der Kommentar "Gravierendes Versäumnis" von Ulrich Riedler ist am 2.10.2012 in der Hessisch-Niedersächsischen Allgmeinen erschienen.

Vier Jahre nach der Natur- und Atomkatastrophe in Japan hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in Tokio für eine Abkehr⁶ von der Kernenergie geworben⁷:"Es können die unwahrscheinlichsten Risiken auftreten". In einer Diskussion machte sie deutlich, dass der Super-GAU für sie der Grund zur politischen Umkehr war. Japan hatte die Reaktoren zu Sicherheitsüberprüfungen abgeschaltet. Inzwischen haben 4 von 48 grünes Lichtzum Wiederanfahren⁸.

Quelle: Hessisch-Niedersächsische Allgmeine, 10.03.2015

1. Fassen Sie die zentralen Gedanken des Journalisten U. Riedler zusammen und kommentieren Sie seine Kritik an der EU.
2. Kommentieren Sie die Aussage von Bundeskanzlerin Merkel in Japan im März 2015 vor dem Hintergrund der dortigen Sicherheitsüberprüfungen.