von Axel Veiel, Madrid
Umweltschutz war gestern. Jetzt heißt es auf den Balearen wieder „volle Kraft zurück“. (...)
Jaume Matas, der im Sommer 2003 in den Regierungspalast von Palma eingezogene konservative Regierungschef der Balearen, setzt zur ökologischen Kehrtwende an. Wobei der von Hoteliers wie Reiseveranstaltern gepriesene Abbruchuntemehmer Matas nicht von störendem Naturschutz spricht, den es zu beseitigen gelte, sondern von „Wachstumshemmnissen".
Im Mallorquiner Naturpark Albufera soll ein Golfplatz entstehen, im Schutzgebiet von Es Trenc ein Hotel, das klinische Betreuung anbietet. Eine neue Autobahn wird die Städte Inca und Manacor verbinden.
Mehr Wachstum soll es sein, um fast jeden Preis. Wobei der Regierungschef darauf verweisen kann, dass es mit dem Wirtschaftswachstum auf den Balearen zuletzt nicht weit her war. En gemessen am spanischen Durchschnitt von 2,3 % bescheidenes Plus von 0,2 gab es 2003. Die Hoteliers der Balearen zählten 1,4 Millionen Übernachtungen weniger als noch 2002, einem Jahr, das seinerseits bereits von einem deutlichen Rückgang der Übernachtungszahlen geprägt war.
Schon im Herbst 2003 hatte Matas die im Mai 2002 zu Lasten der Hoteliers eingeführte Ökosteuer (1 € pro Tourist und Übernachtung) wieder abgeschafft. Für den Naturschutz auf den Balearen bedeutet dies einen Einnahmeausfall von jährlich mehr als 30 Millionen Euro. (...)
Source : Veiel, Axel: Mallorca vollzieht die Kehrtwende mit Vollgas. - Stuttgarter Zeitung, 16.02.2004.