Dieses Dossier versteht sich als Einladung die Stadt Hoyerswerda als ein Fallbeispiel zu untersuchen und dabei analog zum Forschungsprozess von Beobachtungen zu eigenen Fragestellungen zu gelangen. Ausgehend von der geographischen Einordnung dieser „schrumpfenden Stadt“ werden ihre gravierenden ökonomischen und sozialen Veränderungsprozesse erarbeitet. Die gewonnenen Erkenntnisse lassen nach den historischen Wurzeln der heutigen Situation fragen, was uns zum Großprojekt des sozialistischen Städtebaus und dessen Spagat zwischen Utopie und Realität führt. Mit der Erklärung der Problemlage möchte es dieses Dossier aber nicht bewenden lassen. Bezug nehmend auf die sozial-anthropologischen Forschungen von Felix Ringel, der für seine Doktorarbeit in Cambridge 16 Monate lang eine teilnehmende Beobachtung in Hoyerswerda durchführte, wird die Frage nach der Reaktion der Menschen auf ihre sterbende Stadt gestellt und der Begriff Hoytopia beleuchtet.
Anhand des Fallbeispiels Hoyerswerda trainieren die Schüler also den Umgang mit geographischen und historischen Methoden. Sie formulieren eigene Prognosen im Hinblick auf das möglicherweise vorhandene Zukunftspotential dieser Stadt. Darüber hinaus diskutieren sie allgemein bedeutsame Fragen wie die nach der Menschenwürdigkeit des Städtebaus, den Folgen politischer Umbrüche für das Alltagsleben und den ungeahnte Kreativität freisetzenden Umgang von Menschen mit scheinbar unvermeidlichen sozio-ökonomischen Schrumpfungsprozessen.